Grubenaufwertungen im Forstrevier Angenstein

Die Nutzung der Landschaft durch den Menschen führt zum Verlust von Lebensräumen. So auch im Forstrevier Angenstein, in dem im Zuge des Haus- und Strassenbaus in grossem Stil Stein abgebaut wurde. Die nun stillgelegten Gruben hat sich die Natur wieder zurückerobert: Die vegetationsarmen Rohbodenflächen sind seltene und ökologisch äusserst wertvolle Lebensräume für anspruchsvolle Pionierarten. Die Grubenstandorte im Forstrevier Angenstein weisen zudem die Besonderheit auf, während der letzten Eiszeit vom Eis verschont worden zu sein, sodass dort heute eine besonders hohe Artenvielfalt zu verzeichnen ist. Auch die oft steilen Wände der Gruben sind bei ausreichender Sonnenexposition essentielle Lebensräume gefährdeter Arten. Dies spiegelt sich darin wider, dass die Mehrzahl der Gruben im kantonalen Reptilieninventar mit hohem Artvorkommen erfasst sind. Neben den Reptilien gelten auch felsbrütende Vogelarten und Fledermäuse als schützenswerte Arten, die in den Gruben den so dringend benötigten Lebensraum finden.

 

Erhaltung der Pionierlebensräume

Ohne die nötige Pflege werden die Gruben-Kleinbiotope jedoch bald wieder von Sträuchern überwachsen und irgendwann erneut vom Wald verschluckt. Das Ziel der Förster und ihrem Team ist es deswegen, die Gruben durch gezielte Eingriffe vor der ökologischen Verarmung durch Überwachsung und Überschattung zu bewahren und damit den Verlust dieser Lebensräume zu verhindern. Durch sanfte standortangepasste Eingriffe werden auf kleinem Raum diverse strukturreiche Lebensräume verwirklicht und die Biodiversität gefördert: von trocken bis nass, sonnig bis schattig, vegetationsarm bis -reich; es ist für alle grubenbewohnenden Tier- und Pflanzenarten das Richtige dabei.


Massnahmen für gefährdete Arten

Die Massnahmen sind in jeder Grube auf einige gefährdete Zielarten ausgerichtet, so zum Beispiel auf den «Glögglifrosch», die Ringelnatter oder das seltene Waldvögelein. Jede Grube wird durch Weiher und Tümpel ergänzt, da offene Gewässer rar sind und jeder Weiher zählt, um das Überleben der Amphibienpopulationen zu sichern. Geschützte und richtig gepflegte Grubenstandorte kommen aber nicht nur einzelnen Zielarten, sondern der Gesundheit des Ökosystems insgesamt zugute, da sie als kleine Oasen ein weites Spektrum an Tier- und Pflanzenarten anziehen.

 

Habitatvernetzung als Priorität

Eine der grössten Herausforderung des Naturschutzes ist es nicht zuletzt, die Vernetzung zwischen Kleinbiotopen sicherzustellen und so die Voraussetzungen für eine nachhaltige Verbreitung der Arten zu schaffen. Die grosse Stärke des Grubenprojektes liegt darin, dass durch die hohe Grubendichte ein ganzes Netz an neuen Lebensräumen kreiert wird, womit beispielsweise Amphibien und Reptilien die Migration zwischen den Habitaten ermöglicht wird.

 

Grube Lindenrain

Die Grube Lindenrain in Aesch zählt zu den bereits aufgewerteten Projektstandorten. Die Grube zeichnet sich nun durch ihre freigestellten Felswände aus, die Reptilien und Fledermausarten einen attraktiven Lebensraum bieten. Durch zahlreiche Steinlinsen, Totholz- und Schnittguthaufen sowie grabbare Geröllhänge wurde eine struktur- und versteckreiche Umgebung geschaffen. Insektenhotels und sonnige Bienenweiden, sowie ein kleiner Weiher und mehrere Tümpel bieten Nahrung, Lebensraum und Unterschlupf. Auch wenn die Aufwertungen erst im Herbst 2022 abgeschlossen wurden, ist der positive Effekt der Grubenaufwertung auf die lokale Fauna bereits feststellbar: Gefährdete Arten wie die Ringelnatter und die Zauneidechse wurden in der Grube beobachtet. Bisher noch unbestimmte Fledermausarten bewohnen die Felswände, während in den sandigen Hängen Grabspuren von Wildbienen zu finden und die Holzrugel von Insekten besiedelt sind. Der Weiher weist bereits erste Unter- und Überwasservegetation auf. Weiterhin wird er als Tränke angenommen und beispielsweise von Rehen genutzt. Besonders im extrem trockenen Sommer 2022 war der Weiher als Wasserquelle von grosser Bedeutung, da er nie ganz ausgetrocknet ist.

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